Wenn Sie Ihr gesamtes Gesicht tätowieren müssten, um Erfolg, Wohlstand und Respekt zu erlangen, würden Sie es tun? Vor dieser Frage standen viele Frauen in Südostasien Mitte des 20. Jahrhunderts. Während meiner Zeit als Alleinreisender in Myanmar arrangierte ich eine Bootsfahrt auf einem abgelegenen Flussabschnitt in die illegale Region des südlichen Bundesstaates Chin. Mein Ziel war es, Frauen zu treffen und zu fotografieren, die genau diese Wahl getroffen hatten.
Es ist durchaus möglich, in Regionen von Myanmar zu reisen und Frauen mit tätowierten Gesichtern zu sehen, aber leider kann dieser Akt ausbeuterischer sein als alles andere. Touristen nehmen oft Boote von Mrauk-U im Bundesstaat Rakhine oder reisen aus dem Norden in eine andere Region des Bundesstaates Chin, um dort verschiedene tätowierte Frauen zu sehen, wie zum Beispiel eine Karnevalsshow. Ich wollte unbedingt mehr lernen und Zeit mit diesen Frauen in ihrem alltäglichen Umfeld verbringen und ihre Geschichten hören. Mit der Hilfe meines örtlichen Bootsführers durfte ich die Staatsgrenzen überqueren und diese Dörfer besuchen - anscheinend zu dieser Zeit der erste Westler seit vielen Jahrzehnten.
Die Kunst, sein Gesicht zu tätowieren, wird in Myanmar nicht mehr praktiziert, und die Frauen, die diese Verfahren durchführen ließen, führen ein ziemlich traditionelles Leben als Landwirte, Textilweber und mehr. Als sie sich für diese lebensverändernden Tattoos entschieden, waren sie jedoch nur Teenager. Der Vorgang umfasste das Tätowieren von komplizierten und symmetrischen Designs über mehrere Tage. Der entsetzliche Schmerz, dem sie ausgesetzt waren, sollte sie in ihren Dörfern einzigartig machen und sie stärker und schöner machen als andere junge Frauen. Mit 57 Jahren ist Ma Pu Yo, hier abgebildet, immer noch ziemlich schön. Sie war sehr großzügig und lud mich ein, in ihrer Hütte zu übernachten. Der Kamm in ihrem Haar hält ihr Brötchen an Ort und Stelle, aber sie nahm ihr Haar oft herunter, bürstete ihre langen Locken aus und verdrehte ihr Haar aus Gewohnheit wieder.
Diese Frauen leben in ziemlich abgelegenen Gegenden, die nur mit dem Boot auf einem einzigen Fluss erreichbar sind. Die Reise ist also nichts für schüchterne Menschen. Für einige dieser Frauen und Dorfbewohner war ich der erste Ausländer, den sie je gesehen hatten. Ich traf oft ihre Verwandten, schwamm und badete mit ihnen im Fluss und aß mit ihnen Mahlzeiten. Egal zu welchem Anlass, ich habe mich mit diesen Frauen zusammengesetzt und ihre Geschichten niedergeschrieben (übersetzt von meinem lokalen Bootsführer) und diese Momente mit größter Sorgfalt fotografiert. Dies ist die 70-jährige Ma Kan. Sie hat 15 Enkelkinder, von denen einige ich kennengelernt habe, als ich in ihrer dunklen Einraumhütte saß, die auf wackeligen Bambusstelzen etwa 10 Fuß in der Luft saß.
Manchmal ist die Umgebung, die den Moment des Fotos umgibt, nicht das, was man erwarten würde. Während die meisten Bilder auf dieser Reise in der Hütte jeder Frau mit nur ein oder zwei anderen Personen aufgenommen wurden, war dieser Zwischenstopp etwas anders. Wir besuchten zwei Frauen, die noch nie Ausländer gesehen hatten. Beim ersten Besuch wurde ich von einem örtlichen christlichen Missionar aus Birma begleitet. Dutzende von Einheimischen versammelten sich um uns, und praktisch das ganze Dorf blieb stehen, um uns durchkommen zu sehen. Das Fotografieren von Ma Sund (oben und unten), während sie von Kindern und Eltern umgeben war, war eine etwas hektische Erfahrung, die sie am Ende lustig fand und dem Porträt, das ich bekommen konnte, verlieh.
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Die Frauen im Alter von 50 bis 80 Jahren waren herzlich und empfanden sich nicht nur aufgrund ihrer Tätowierungen als anders. Es ist wahr: Nachdem ich Zeit mit ihnen verbracht hatte, bemerkte ich nicht einmal die komplizierte Kunst, die ihre Gesichter zierte. Mit 59 Jahren arbeitet Ma Poo immer noch als Bauer und lebt ein bescheidenes Leben. Im Gegensatz zu den anderen tätowierten Frauen, die ich getroffen habe, lebt Ma Poos Ehemann immer noch und bestellt jeden Tag die Farmen mit ihr.
Um Ma Poo und ihren Ehemann kennenzulernen, gingen wir durch Wald und Felder an anderen Bauern vorbei, darunter ein junger Mann, der getrockneten Bambus auf einem alten, von Wasserbüffeln geleiteten Wagen zum Markt brachte. Sie und ihr Partner leisten bahnbrechende Arbeit auf dem Acker, verdienen aber ihren Lebensunterhalt auf diese Weise.
Ich dachte, Toe Ma Zee, 67, sei eine der schönsten Frauen, die ich jemals getroffen habe. Das ist kein Lippenstift, den sie trägt, sondern das Erkennungszeichen eines Betelnusskauers. Betelnüsse, von Natur aus rote Baumnüsse, von denen bekannt ist, dass sie beim Kauen einen milden Rausch hervorrufen, sind in ganz Süd- und Südostasien verbreitet. Alle tätowierten Frauen, die ich traf, waren zu jeder Tages- und Nachtzeit begeisterte Kauerinnen.
Dies ist Sim Home, die letzte tätowierte Frau, die ich auf meiner Reise getroffen habe. Sie ist auch die Mutter meines Bootsführers. Während ich in der Hütte ihrer Familie war, konnte ich die schwangere Frau meines Führers, seine Schwägerin und seinen Neffen und seine Nichte treffen. Von allen Familienmitgliedern erregten seine Mutter und ihre blau umrandeten Augen meine größte Aufmerksamkeit.
Die Wertschätzung, die diese Frauen durch dieses Verfahren erlangten, machte den ganzen Schmerz lohnenswert, sagen sie. Am Ende war jede Frau erfolgreich verheiratet und hatte ein produktives Arbeits- und Familienleben. Alle galten als die schönsten in der Region, wenn es darum ging, diese Gesichtszüge zu erhalten, und die Anerkennung ihrer Stärke, diese Verfahren durchführen zu lassen, machte jede Frau zu etwas Besonderem. Die Praxis hat inzwischen aufgehört, und es gab keine jüngeren Frauen mit den gleichen Merkmalen, so dass diese Frauen möglicherweise die letzte ihrer Tradition sind, und es war eine Ehre, die ich nicht leicht nehme, sie zu treffen.
